Pressestimmen

Betörende Streichelstimme

Damenquartett "todo mundo" begeistert im Jazzsommer

Mit Publikum sozusagen gestopft voll war die "Goldene Gans" am Freitagabend. Es schenkte der noch jungen Frauen-Formation "todo mundo" begeistert Gehör.

Dem Andrang entsprechend begrenzt war die Bühnenecke, die dem Damenquartett zur musikalischen Entfaltung blieb. Dass sich die trotz so genanntem "Liebhaberstatus" überzeugend professionellen Vollblut-Musikerinnen dennoch künstlerisch ausbreiten und ihrem Namen getreu Melodien aus aller Welt mit der so unabdingbaren Lässigkeit servieren konnten, vermochte vor allem Frontfrau Barbara Frühwald. Mit samtener Streichelstimme und hundertprozentiger Hingabe verstand sie zu betören.

Das farbenreiche und engagierte Instrumentaltrio aus Katja Zeitler (Gitarren), Ute Hitzler (Bass) und Manuela Ninding (Percussion inklusive Regenstab) folgte ihrem globalen Klangmarsch, die mit Antonio Carlos Jobims biegsamen Bossa Nova "Desafinado" ihren Anfang nahm, in stets enger Verbundenheit. Immer wieder begegnete unterwegs der vitale, wie übrigens in maßgeschneiderte Arrangements gepackte Tanzrhythmus aus Brasilien und kribbelte so manchem spätestens mit Jobims "Agua da Beber" von den Zehen an aufwärts.

Auch aus dem afrikanischen Kontinent erklangen reizvolle Adaptionen, die Barbara Frühwalds multilinguale Fähigkeit zum Vorschein brachten. Lebendig bewegt zog Arabien in langen Melismen mit Rachid Tahas "Ya Rayah" vorüber: weit hallte der a-capella-Ruf Noahs (Achinoam Nini), der abwechslungsreichen Erzählung des afrikanischen Mädchens "Mishaela" zu lauschen. Zu dem weltmusikalischen Programm gehören aber auch Standards wie Cole Porters beswingtes "It's alright with me" oder Lew Browns sommernachtsträumerischer Blues "Comes Love", die sich mi Ausflügen ins Musical, in Pop und Rock zur stilesicheren Vielseitigkeit vereinten.

Unter letztere Sparte zählte etwa Stings politisches "Fragile", dessen Refrain vielleicht nicht von ungefähr an den Brecht-Weill'sche "Alabama-Song" anklang. Nach verdientem Dauerbeifall und rechtzeitig vor dem ordnungsamtlichen Zapfenstreich bedankte sich das Glückskleeblatt mit Jorge Bens sprühendem WM 98-Samba "Mas que nada" ...

Augsburger Allgemeine (AZ), 17.07.2006

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